BASF-Stammwerk
Ein Hochleistungskran auf einem Transportfahrzeug, der praktisch über die gesamte Lebensdauer auf ein und demselben Werksgelände stationiert ist und dort mitsamt dem zugehörigen Personal eine tagtäglich genutzte, schnelle Eingreiftruppe bildet, das in etwa war das Konzept für die jüngste Neuerwerbung des Kranunternehmens Riga Mainz. Unterm Strich eine lohnenswerte Investition – da ist man sich bei Riga nach 15 Monaten sicher.
„Zwischen Leergewicht und zulässigem Gesamtgewicht gibt’s da eigentlich keinen Unterschied,“ scherzt Markus Söhnge, Projektplaner beim Kranunternehmen Riga Mainz, als er den letzten Neuzugang seines Unternehmens vorstellt. „Das stand einige Zeit echt auf der Kippe, ob wir das Fahrzeug überhaupt zugelassen bekommen.
Da musste der Fahrzeugbauer schon alle Register ziehen.“ Wirklich nachdenklich macht diese Feststellung eigentlich nur so lange, bis der Truck Sekunden später um die Kurve rollt. Denn schon in Transportstellung hinterlässt der als Aufbau montierte, leuchtend rote Ladekran einen tiefen Eindruck. Ohne Zweifel! Dieser F2150 ist wahrlich ein brachialer Trümmer und punktet mit Leistungsdaten, die man bei einem Ladekran nicht erwarten würde. Immerhin stemmt das Topmodell der Marke ein Hubmoment von bis zu 1012 Kilonewtonmetern dem Himmel entgegen.
Ein Team für spezielle Aufgaben
Zusammen mit seinem fahrbaren Untersatz, einem Arocs-3751-Vierachser, steht der F2150 seit 15 Monaten in den Diensten von Riga Mainz. Das 1929 gegründete Unternehmen zählt im Raum Mainz, Frankfurt und Ludwigshafen zu den Schwergewichten, wenn es um Aufträge in den Bereichen Heben, Bewegen und Transportieren geht. Egal, ob es dabei hoch hinauf oder um mehrere hundert Tonnen schwere Lasten geht – Riga übernimmt selbst anspruchsvollste Jobs sowohl bei Infrastruktur- als auch bei industriellen Großprojekten. Der gigantische Fassi-Kran bildet mit dem Arocs bei Riga ein Team mit eng abgestecktem Einsatzspektrum: Das Kranunternehmen hat das Fahrzeug ausschließlich für Einsätze auf dem Standort der BASF in Ludwigshafen abgestellt. Auf dem riesigen Werksgelände, dem größten zusammenhängenden Chemieareal der Welt, müssen regelmäßig Kessel, Reaktoren, Motoren oder Getriebe der umfangreichen Anlagen ausgetauscht oder auch völlig neue Produktionslinien eingerichtet werden. „Bei der BASF“, resümiert Söhnge, „hat sich das Fahrzeug binnen kürzester Zeit als zukunftsträchtige Investition erwiesen. Der Kran ist praktisch jeden Tag im Einsatz.“ Heraus aus dem Werksgelände kommt der Truck allerdings nur, wenn er zur Erledigung von Wartungsarbeiten zurück zum Fahrzeugbauer muss. Zu sehen bekommt man das Schwergewicht also nur höchst selten.
Einsatzvorbereitung
Insofern ist es schon eine glückliche Fügung, dass sich das Kranfahrzeug an diesem sonnigen Herbsttag für kurze Zeit von Röhren, Tanks und Produktionsanlagen löst und auf öffentlichem Gelände zwischen der Südspitze des BASF-Werks und dem BASF-Klärwerk für den Fotografen posiert. Auf dem BASF-Werksgelände ist Fotografierennatürlich streng verboten. Doch auch ohne wirklich etwas zu heben, sollte der größte Kran aus dem Fassi-Programm einen lebhaften Eindruck von seinen titanischen Kräften vermitteln können! So positioniert Kranführer Sacit Dogu das Fahrzeug auf einer Wendeplatte am Ende einer Seitenstraße neben dem Klärwerk und beginnt mit dem Aufbau. Wichtigster Punkt auf der Agenda ist dabei das Ausfahren der Abstützung. Die vier Hauptabstützungen repräsentieren, auch wenn bei diesem Kranriesen alles deutlich größer ausfällt, letztlich tausendfach bewährte Fassi-Technik, die schnell aufgebaut ist. Ungewohnt hingegen wirkt die über einen Hilfsrahmen vor das Fahrzeug geführte doppelte Frontabstützung. Sie versetzt den F2150 in die Lage, auch über das Fahrerhaus hinweg seine volle Kapazität auszuschöpfen. Abschließend muss durch Feinjustierung des Bodendrucks der Stützzylinder noch das Kranfundament in eine absolut lotrechte Position gebracht werden.
Schnelle Einsatzfähigkeit des Krangiganten
Nach dem Aufbau der Abstützung ist der Kran relativ schnell am Start. Wegen seiner abnormen Abmessungen ist bei diesem Riesen in Ruheposition nämlich ein Glied weniger eingefaltet. Überdies ist er nicht, wie die meisten seiner allesamt leichtgewichtigeren Kollegen aus dem Fassi-Portfolio, quer zur Fahrtrichtung gefaltet, sondern stützt sich nach hinten auf eine kurze Pritsche ab, und nimmt dabei, diktiert von der außermittigen Anordnung des Drehkranzes, eine diagonale Lage ein. Nachdem sämtliche Ausschübe ausgefahren sind, streckt sich samt Jib ein Gewicht von 15 Tonnen quer über die Straße. Ungerührt von den Kräften, die hier bereits ohne Last wirken, fährt Dogu schließlich auch das Jib aus. Dann steht er da – in voller Größe.
Wow!
Luftnummer am Klärwerk
Beachtliche eineinhalb Tonnen kann der Fassi-Kran bei maximaler Kranausladung und noch dazu bei dieser extremen Position an den Haken nehmen. Man stelle sich also beispielsweise vor, eine schwere E-Maschine, möglicherweise als Antrieb für eine Pumpe des Klärwerks, würde an der an der Kranspitze eingehängten Kette über die Szenerie hinwegschweben. Wie vielseitig seine Einsatzmöglichkeiten sind, zeigt sich schließlich, als Dogu die Kranverlängerung des F2150 nach unten schwenkt. So reicht der Ausleger selbst über zahlreiche Anlagen hinweg und kann auch dahinter verbaute Aggregate aufnehmen oder absetzen. Zum Schluss noch die Bitte an den Kranoperator, den F2150 bei voller Ausladung nach vorne zu schwenken, sodass seine beachtliche Reichweite von 35 Metern auch einmal nachvollziehbar aufs Foto gebannt werden kann. Voila, bitteschön! Gedauert hat die Aktion kaum mehr als eine Dreiviertelstunde. Während Kranoperator und Anschläger den Kran wieder in Ruheposition bringen und das Ladegeschirr verstauen, fällt auf, dass sich die Schatten, die Kran und Mannschaft an diesem Tag auf den Boden werfen, schon merklich in die Länge ziehen. Der nächste Einsatz des Krans wird sich wohl bis in die Abendstunden hinziehen.